© Salatkirmes Germerode 2023
Rede der Kirmesbeerdigung am 02. Juni 2003 von Kirmespfarrer Rolf Nickel
Sehr bedauernswertes Trauerhaus, liebe Freibiergesichter, ausländische Gäste, klapprigen Gestalten und sonstige kleinen Quietscher!
Aufgrund der massiven Alkoholexzesse meiner verflossenen Amtsbrüder stehe ich hier wieder mit Euch, um diese geheiligte Kirmes in ihr
wohlverdientes Loch hineinzuschmettern. Besonders erwähnen möchte ich meinen Amtsbruder Benno Z., der seit Samstag Nachmittag in
der Nähe des Angers die Koryphäen des Ortes um sich versammelte und niederrichtete.
Vielen Dank auch den Platzpräparator Wolfgang Z., der diese heilige Stätte von den 2,51 Meter hohen Brennnesseln befreit hat, so dass ich
sicheren Fußes den Hang erklimmen konnte.
Wie in jedem Jahr, möchte ich Euch einen kleinen Überblick über unseren Trauerfall verschaffen.
Am Donnerstag sprang unsere Kirmes völlig unerwartet aus ihrer Kiste. Der junge Hüpfer namens Mario B. vom Discoteam Merlin versuchte
die Masse einzuheizen, welches bis nach Mitternacht kläglich scheiterte. Auch ein hier allseits bekannter Ex-Bursche hatte immense
Schwierigkeiten, die Plattenteller rotieren zu lassen. Erst nachdem sämtliche amtlich eingetragenen Abschüttmaschinen ihrer
Mindestalkoholpegel von 2,87 Atü auf dem Kessel erreicht hatten, 487 Biergläser auf den Zeltboden glitten, und 304 Würstchen
verschlungen worden sind, wollte bei dem subtropischen Wetter richtige Kirmesstimmung aufkommen.
Ach nochwas zum Donnerstagabend an die Richtung der Kirmesburschen! Wenn ihr Hunger habt, dann dürft ihr ruhig etwas Essen, aber
Euch nicht von einem ehemalige Kirmesburschen Jens F. auslösen lassen ! Und Straßenlicht auf dem Nachhauseweg wäre auch nicht
verkehrt, dann hätte unser Ex-Bursche Tilo mit Sicherheit auch keine Mülltonne niedergerichtet!!!
Kommen wir nun zum Freitag.
Premiere hatte der Gesangsverein Germerode / A. (ein Ort, den ich hier lieber nicht erwähnen möchte). Die schönen Melodien waren für das
Publikum ein Hochgenuß, scheinbar aber nicht für den Kirmesburschen Stefan B., der den Gesangsverein einbremste. Sein verbaler Lapsus
bekommt von mir das Prädikat 1A, ich will jetzt original zitieren: „Liebes Publikum, seid bitte ein bisschen leise, noch ein Lied, dann haben
wir es hinter uns!“
Danach ging es zu den jungen Mädchen vom Sportverein. Die Tanzgöttinnen (von meinem ehemaligen Amtsbruder Jörg Sch. auch als
Krampfadergeschwader tituliert) versuchten mit ihren Bewegungen das Publikum mitzureißen. Leider gelang das nur teilweise, da der
Sabber von den notgeilen Männern mehrmals weggewischt werden musste.
Nach diesem ganzen Spektakel wurde mit der Kapelle Timeless ein wenig getanzt. Um 3.30 Uhr gingen die Lichter aus.
Ohne Verzögerung ging es nun in Richtung Bett, der aktuelle Kirmespfarrer schlich sich heim. Aber leider wurde er wieder bei der
ehemaligen Gaststätte „Steckenpferd“ eingefangen. Dort musste dieser feststellen, das eine Dame aus dem Unterdorf nicht ganz stubenrein
war. Nach dieser Aktion verging den dort Anwesenden die Lust am Trinken, so dass die Sonnenfinsternis ohne Germerode stattfand.
Am Samstagmorgen wurden von den Kirmesburschen die Elite-Waldkämpfer eingesammelt. Unter Androhung von schwersten körperlichen
Schäden gelang es dieses mal, ohne Frauen und verheirateten Männern das Ritual des Maibäume holens zu pflegen. Exakt eine Stunde
später wie geplant ging es in den Wald, aber weil alle so fleißig waren, ging es auch wieder eine Stunde früher heim. Sehr lobenswert war
dieses Jahr die Verpflegung. Deshalb gilt mein besonders Lob den Kirmesmädchen Stephanie M. & Stephanie BvH., sowie den beiden
Fahnenbegleiterinnen. Sie ließen sich für ihre Arbeit nicht die Butter vom Brötchen nehmen.
Um 11.30 Uhr fingen die Herren Maibäumeverteiler an, die verkrüppelten Maibäume auszuteilen. Es kam genau so, wie es kommen musste.
Im Jahr 1 nach der großen Schande verdunkelte sich der Himmel, und sämtliche verstorbenen Kirmesburschen der letzten 850 Jahre
vergossen ihre Tränen. Bei diesem traurigen Akt arbeiteten die Herren Austeiler so schnell, dass man sich innerhalb von 10 Minuten bei
unserem Festwirt an der Theke befand. Nach einer kurzen Rast von 80 Minuten ging es dann weiter. Richtig gefährlich wurde es erst wieder
bei dem Ex-Burschen Mike V. vom H-Berg, er kredenzte 38 Grad warmen Schnaps, so dass allen Austeilern das Trinken schlagartig verging.
Nebenbei wurden von dem hier anwesenden traurigen Trauerhaus noch die Ständchen ausgefahren. In meiner langen Karriere als
Germeröder hat sich hier wieder etwas ereignet, welches seit mindestens 850 Jahren noch nicht vorgekommen ist! Der Läufer, derjenige der
sich im Kirmesprogramm Laüfer schrieb, war trotz intensiven Cola-Trinkens nicht mehr in der Lage, sich normgerecht auf den kurzfristig
umfunktionierten Ständchenwagen von Artur zu begeben. Er stürzte sofort wieder hinunter.
Resultat: Gehirnerschütterung & Platzwunde am Schädel. Sebstian H. wurde nun zum Fahnenträger degradiert, für kurze Zeit war jeder
einmal Läufer. Aber Andreas M. erklärte sich kurzfristig bereit, dieses wichtige Amt auszufüllen.
Und wie jedes Jahr begab es sich, dass man sich bei meinen Amtsbruder Benno Z. die Ehre gab, leider war diese Veranstaltung für manche
ein wenig zu heftig. Besonders unser Florian glänzte mit noch nie dagewesenen Schnapsdurst. Er kämpfte bis zum Schluß, aber da er nicht
mehr ganz stubenrein war, beschloß er im Garten auf der Liege den restlichen Abend zu verbringen und seine Köstlichkeiten reichlich auf
dem Rasen zu verteilen. Auch ein anderer Mensch aus Germerode glänzte nicht gerade mit sehr hygienischen Aktionen. Weiter
Ausführungen möchte ich Euch jetzt hier ersparen.
Abends strömten wie immer zahlreiche Menschen ins Festzelt. Es war irgendwann so überfüllt, das die Polizei zweimal anrollte und
bestochen werden musste. Die Stimmung war kolossal, die Schlange vor der Kasse reichte bis zum unteren Parkplatz. Selbst auf der
Herrentoilette musste man anstehen. Angebliche Besucherzahlen wurden heiß debattiert, letztes Gebot für Samstagabend: 15.387!
Für alle Germeröder spielte mein Amtsbruder Björn F. das Kirmeslied. Dieses ging dem Ex-Burschen Heiko B. leider so zu Herzen, so das der
heutige Kirmespfarrer mehrfach ihm die Tränen trocknen musste.
In der Sektbar versuchten die umtriebigsten Trinker ihre Leber mit Sekt aufzufrischen, der Rest dürfte den hier Anwesenden schon bekannt
sein.
Kommen wir nun zum Sonntag. Wie immer traf sich die Kirmesjugend auf dem Festplatz, leider waren dieses Mal, eigentlich wie jedes Mal,
zu wenig Leute am Start. Mit sage und schreibe 11,5 Menschen startete der Kirmesumzug zur Kirche. Nach der heißgeliebten
Alkoholverdunstungsstunde marschierte das traurige Häuflein durch das Dorf.
Besonders schwer hatte es der Läufer, genauer jetzt Andreas M., bei sage und schreibe 30 Grad im Schatten schwang er seinen Stock wie eh
und je. Im Wettbewerb „Der schlechteste Tänzer seit 800 Jahren“ auf dem Anger siegte dieses Mal Kirmesbursche Nils Z.
In dem zur Sauna umfunktionierten Festzelt gab es in diesem Jahr keine größeren Ausfälle, außer das irgendwann der frisch entwendete
Burschenstock vom Klauer weggeklaut worden ist.
Das obligatorische Eierklauen ist angeblich ausgefallen, eine Inspektion am Jugendraum um 21.30 Uhr ergab, dass die Germeröder Jugend
von heute ein wirklich trauriger Trauerhaufen ist. Sage und schreibe 2 jämmerliche Personen empfingen den amtierenden Kirmesburschen
Nils Z. und den heutigen Kirmespfarrer. So wurde die Veranstaltung abgesagt.
Mein besonderer Dank geht jetzt an Beate & Dirk F., die das erste eiskalte Bier der Kirmes ihren Gästen kredenzten. Nach 4 Flaschen Persico
und einer Runde Rommeröder Rache wurde auch diese Veranstaltung um 0.30 Uhr aufgelöst.
Und alle, die gestern noch nicht genug hatten, trafen sich heute morgen zum Frühschoppen. Da um 11.68 Uhr Redaktionsschluß war, sind
mir noch keine Schandtaten zu Ohren gekommen.
Eine Anmerkung noch zum Abschluß: Martin Oe. ist dieses Jahr bedauerlicherweise nicht aufgefallen.
Bevor wir unsere geliebte Kirmes in das tiefe, dunkle Loch schmettern, lasset uns unsere schmierigen, vom Rauchen vergilbte Hände falten
und unseren heiligen Glauben bekennen.
Ich glaube, daß die Kirmes gelungen ist,
daß es heute abend dunkel und morgen wieder hell wird
an die Kirmesburschen, geboren in Deutschland, gekämpft im Wald, gesiegt in der Sektbar,
gelitten unter manchen Tiefschlägen,
gesoffen, gedient und gekämpft für uns alle,
sie ackerten so manche Stund‘, um zu richten, was noch zu richten war.
Ich glaube an die Waldkämpfer,
besonders an den Ex-Burschen Heiko B. , weil er so schön saufen kann,
an seinen kräftigen Durst, weil er uns so inspirierte,
an die Fettkabine, weil sie unsere Mägen verdichtet,
an AKE, weil sie uns mit Gerstensaft versorgt,
an den Scheißhauswagen, aber nur wenn die Damen in die Herrentoilette strömen,
an das vor elf Jahren am Herzinfarkt verendete Huhn, weil es keine Chance mehr hatte, dem Desaster zu entrinnen
an die Senkung der Sprittpreise
daß in Germerode ein Freudenhaus sowie ein Straßenstrich entsteht
daß wir in Germerode das Volk sind, das am besten feiern und saufen kann,
an ein ewiges Leben der Kirmes.
Die Kollekte ist heute für die nächsten Kirmesburschen bestimmt, damit nächstes Jahr das Straßenlicht am Discoabend donnerstags länger
brennen darf.
Bitte senkt noch einmal Eure vom Alkohol gezeichneten Saufköppe, damit wir den geheiligten Sarg in das tiefe, von Brennesseln umrandete
Loch werfen können.
Ich bitte euch nun, liebe Damen und räudigen, durstigen Säcke an den Anger zu marschieren.
Die Kirmesburschen haben angeordnet, euch auf den Anger zu geleiten um zu Tanzen. Von dort aus geht es zum Freibier trinken.
Letzte Meldung: Biertemperatur im Zapfhahn 14,5 Grad.
DAS WAR’S!